Mittwoch, 31. Oktober 2012

Eine Kerze in der Nacht

Ich liebe Halloween, wobei mir das ganze Brimborium drumherum ziemlich egal ist, aber mir gefällt die Vorstellung, daß in dieser Nacht die Reiche der Lebenden und der Toten ganz nah beeinander sind. Mich schreckt die Welt der Toten nicht, hatte ich doch einmal in genau dieser Nacht vor einigen Jahren ein wunderschönes Erlebnis.
So war ich also auch heute im Dunkeln auf dem Friedhof und habe eine Kerze für Adrian angezündet, damit er den Weg zu mir auch in dieser Nacht leichter findet. Dort war bereits ein Kerzenmeer, ein sternklarer Himmel und ein unglaublicher Vollmond! Und jetzt leuchtet es nach oben zu ihm...wie schön!

Montag, 29. Oktober 2012

Wie gut, daß ich schnell bin...

Puh, zwei Tage krank und eine Woche Fortbildung haben zur Folge, daß die Akten in meinem Büro versuchen, sich die Wand hinauf zu ranken. Ob sie sich wohl versehentlich für Weinstöcke halten? Ich vermisse allerdings ein herbstlich leuchtendes Rot, statt dessen nur das übliche traurige Braun der Akten...
Ich wühle mich also durch die Stapel, telefoniere nebenbei mit allerlei mehr oder weniger wichtigen Leuten, checke Termine, die sich während meiner Abwesenheit angesammelt haben, erledige nebenbei meine Reisekostenabrechnung (was schon beinahe eine Wissenschaft für sich ist...), hole von den Kollegen die neuesten Infos ein, als mir plötzlich einer der Weinstöcke...äh...eine meiner Akten in die Hand fällt, die ich eigentlich vor der Fortbildung noch hatte bearbeiten wollen. Ich blättere zerstreut darin herum und entdecke das beigefügte Schreiben der Bußgeld- und Strafsachenstelle des Finanzamtes: Verjährung MORGEN!!!!!
Meine Kollegen sind zum Glück verzweifelte Schreie aus den Nachbarbüros gewohnt und beachten mich nicht weiter. Das Ganze ist auch kein Fall, den man mal eben verjähren lassen kann, weil es sich eh nicht lohnt, es geht um richtig viel Geld. Und das gute Stück muß natürlich nicht zu unserem Gericht hier am Ort, sondern noch 100km durch das Land transportiert werden.
Also setze ich mich ran und haue in die Tasten. Schreiben kann ich schnell, denken normalerweise auch, blöd wenn man nebenbei feststellt, daß ein größerer Teil der Akte nicht an mich mitgeliefert wurde. Nun ja, muß das Finanzamt eben an das Gericht nachliefern, Hauptsache, die Verjährung wird unterbrochen. Ich schreibe blitzartig weiter und bekomme das ganze tatsächlich rechtzeitig fertig. Nicht rechtzeitig genug allerdings für meinen Geschäftsstellenbeamten, der ist schon weg...Ich lege es ihn mit einem Zettel an seinen Platz und hoffe, daß die zahlreichen Unterstreichungen die Dringlichkeit der Sache ausreichend deutlich machen. Und noch mehr hoffe ich, daß sich morgen jemand in der Lage sieht, die Akte zum richtigen Gericht zu bringen...so etwas hatte ich neulich schließlich schon einmal...
 

Freitag, 26. Oktober 2012

Wieder zuhause

Da freue ich mich doch aber ganz dolle, dass ich jetzt wieder hier bin. Noch mehr hätte ich mich allerdings gefreut, wenn die Züge ausnahmsweise einmal pünktlich gewesen wären und ich nicht eine Stunde am Bahnhof in Hamburg hätte rumsitzen müssen. Aber nun ja, man weiß ja, worauf man sich einläßt, wenn man Zug fährt (und ich tue es dennoch immer wieder gerne).

Glücklicherweise sind mir letzte Nacht Albträume über die Einfuhr erspart geblieben und durch angenehmere Dinge ersetzt worden. Dennoch schafft es das Dream-Team auch heute am letzten Tag noch, die Sache mit der Einfuhr mehrfach durcheinander zu bringen. Ich genieße geradezu die letzten Stöhner von Oberstaatsanwalt Zackig.
Referent ist heute der angekündigte BGH-Guru, der ein wenig wie Ludwig II. von Bayern aussieht, aber ausgesprochen nett ist und ziemlich anregend erzählen kann. Er stellt sogar Fragen an die Teilnehmer, und ich schwelge in den Grundlagen des Umsatzsteuerrechts, gelernt ist eben doch gelernt. Meine Stuttgarter Richterin schlägt irgendwann vor, daß ich mich bei der Bundesanwaltschaft bewerben sollte, dort würden Personen mit steuerlichen Kenntnissen gesucht. Aber Karlsruhe ist nicht so ganz die von mir bevorzugte Wohngegend...
Die Zeit vergeht jedenfalls schnell. Ich genieße noch einen letzten Cappuccino in der Caféteria, und meine Stuttgarter Richterin und ich verabschieden uns und versichern uns, daß wir uns ganz dolle gefreut haben, uns kennengelernt zu haben.
Gemeinsam mit einem Hamburger Kollegen nehme ich ein Taxi zum Bahnhof, das leider irgendwann aufgrund eines Feuerwehreinsatzes nicht mehr weiterfahren kann. Zum Glück ist es nicht mehr so weit und regnet auch nicht mehr so kräftig, und wir gehen den restlichen Weg zu Fuß. Ich erreiche rechtzeitig meinen IC in Köln.
Die Fahrt verläuft unspektakulär. In meinem Abteil ein älterer Herr in einer knallorangenen Cordhose und mit Schnallenschuhen, zwei Frauen, die die meiste Zeit schlafen, und zwei noch nicht ganz ältere Herren, die zu 90% der Zeit hinter einem technischen Gerät verschwunden sind. Ich nutze die Zeit, mich nach einer Woche mehr oder weniger hochgeistiger juristischer Ergüsse mit Musik vollzudröhnen.
In Hamburg absolviere ich die durch die Verspätung verursachte Wartezeit, der Regionalexpress selbst hat dann auch noch einmal Verspätung, und ich nehme mir ein Taxi nachhause. Der Taxifahrer kennt meine Straße zwar nicht, wir stellen aber fest, daß wir beinahe Nachbarn sind. Vielleicht sollte er sich doch mal näher in der Gegend hier umsehen ;-).

Nun also wieder zuhause mit der Aussicht auf Alltag. Aber für nächstes Jahr habe ich mich schon für zwei weitere Fortbildungen angemeldet und hoffe, daß ich einen Platz dafür bekomme...

I see it clearly now the way is quite uncertain.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Wenn es heute nacht hysterisch kichert,...

...dann bin das ich und habe gerade einen Albtraum von einer Person, die neben mir steht und mindestens 100mal das Wort "Einfuhr" wiederholt. An jedem unserer Seminartage wurde uns bisher erklärt, was eine Einfuhr ist (und nein, ich werde das hier nicht erläutern, falls einer der geneigten Leser es wissen möchte, möge er bitte eine private Nachhilfestunde mit mir vereinbaren), ich wußte es im übrigen auch schon vorher, und dennoch hat das Dream-Team es heute mindestens fünfmal durcheinander gebracht und total unsinnige Fragen dazu gestellt. Dabei sind beide keine blutigen Anfängerinnen und arbeiten schon seit etlichen Jahren in diesem Bereich. Heute habe ich übrigens auch erfahren, wie alt die eine Dame des Dream-Teams gestern geworden ist, und habe jetzt ein wenig Angst. Ich muß meine Midlife-Crisis sicherheitshalber noch ein wenig ausweiten.

Unser heutiger Referent ist Richter im gleichen Bundesland wie ich und bietet einen durchaus erfreulichen Anblick, wenn man den blonden Typ bevorzugt. Er entpuppt sich als nicht nur zur Kategorie der Viel-, sondern insbesondere auch der Schnellredner zugehörig, und ich komme bald zu der Überzeugung, daß er kein originärer Norddeutscher sein kann. So schnell redet bei uns niemand, der muß zugereist sein ;-). Dazu hat er eine Gestik, die mich stark an Professor Schnauz aus der Feuerzangenbowle erinnert.
Zunächst erläutert er uns ausführlich die Personalien des Bundesgerichtshofes, einmal zu der Zeit, als er dort noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war, hinterher noch für die heutige Zeit. Glücklicherweise beschränkt er sich auf die Strafsenate, denn ich habe den Verdacht, daß es noch wesentlich mehr Zivilsenate gibt...
Wir beschäftigen uns immer noch mit Zigaretten und erfahren, daß es nicht sehr nett ist, wenn diese "ganz dolle" geschmuggelt werden. Zum Glück werden die meisten ja "ganz dolle" bestraft, und auch der BGH bemüht sich "ganz dolle", die Urteile der Instanzgerichte zu halten. Irgendwann muß ich ganz dolle kichern, was meine Stuttgarter Richterin ganz dolle ausnutzt und mich mit ganz dolle lustigen Sprüchen bombardiert. Ich habe den Eindruck, der gute Mann ist ganz dolle froh, als er endlich von uns erlöst ist ;-).
Ich muß aber zugeben, daß er gegenüber dem Dream-Team ein recht gutes Standing beweist und sie bei zahlreichen ihrer Fragen darauf hinweist, daß die nun aber so gar nicht zum Thema passen würden. Vielleicht läßt er sich aber auch nur in seinem Hochgeschwindigkeits-Redefluß nicht so gerne unterbrechen...
Und nun ist der letzte Abend angebrochen. Auch diesmal beschleicht mich das Gefühl, daß ich es gut noch ein wenig länger aushalten könnte. Aber noch habe ich morgen einen BGH-Guru und eine längere Zugfahrt vor mir, und ich habe durchaus Hoffnung auf weitere interessante Begebenheiten gg.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Die Tücke mit den Zigaretten

Dieses ist eindeutig ein lehrreiches Seminar, denn ich lerne alles, was man nur so über geschmuggelte Zigaretten wissen sollte. Zum einen, daß Rauchen zwar ungesund ist, es aber noch ungesünder ist, gefälschte Zigaretten zu rauchen, weil sich in diesen angeblich geschredderte CDs, Rattendreck und noch andere unschöne Dinge befinden, die offenbar den Schädlichkeitsgrad des Nikotins noch toppen, zum anderen, daß sich einige der gefälschten Marken so gut verkaufen, daß inzwischen schon Fälschungen der Fälschungen hergestellt werden, die allerdings mit einigen Absatzschwierigkeiten zu kämpfen haben.
Wir bekommen Steuerbanderolen zu sehen und einige Beispielspackungen, so etwa eine Packung der Sorte "Marldoro" mit dem Warnhinweis "Do not smoke, I tell you!" Ein bißchen mehr Mühe hätte man sich da aber schon geben können.
Manche der Packungen sehen aber doch ziemlich echt aus, und wir bekommen gezeigt, wie man sie dennoch erkennen kann: durch die Bestrahlung mit Schwarzlicht nämlich. Gefälschte Packungen und Steuerbanderolen leuchten, die echten nicht. Die Raucher unter uns probieren das natürlich sofort mit ihren eigenen Packungen aus, und es gibt gewaltiges Gelächter, als die Packung einer Kollegin, die im übrigen nahe der polnischen Grenze tätig ist, für alle sichtbar leuchtet.
Auch das Dream-Team ist wieder voll im Einsatz, und das stöhnende Geräusch von Oberstaatsanwalt Zackig neben mir ist mir inzwischen schon sehr vertraut. Eine der Damen scheint zudem heute Geburtstag zu haben, und ihr Handy klingelt alle paar Minuten, bis sich tatsächlich mal jemand beschwert. Sie scheint aber nicht in der Lage zu sein, es leise zu stellen. Hätte natürlich auch den Nachteil gehabt, daß wir dann alle nicht mitbekommen hätten, wie beliebt sie ist.
Nach der Mittagspause erscheinen zwei Steuerfahnder, die ohne weiteres als skurriles Duo in einem Krimi auftreten könnten. Einer von ihnen ist krampfhaft bemüht zu sprechen, ohne dabei den Mund öffnen zu müssen. Es klappt durchaus, ist der Qualität der Sprache aber nicht unbedingt zuträglich. Ihr Bericht geht über ein Großverfahren, mit dem sie seit mehreren Jahren befaßt sind, was auch sehr interessant ist. Auch schafft das Dream-Team es wieder, allerlei mehr oder weniger notwendige Fragen zu stellen -besonders beliebt ist es, erst für eine Weile den Raum zu verlassen und dann die Fragen zu stellen über die Dinge, die während der Abwesenheit schon beantwortet wurden...-, dabei fing die Einheit eigentlich gut an und wurde von meiner Stuttgarter Richterin mit den Worten "Oh, sieh mal, die Kollegin schläft, dann kommen wir schneller voran" kommentiert. Leider wird sie durch das Klingeln ihres Handys sehr schnell wieder aus ihren Träumen gerissen.
Die beiden Referenten wissen zwar durchaus spannend zu erzählen, überziehen ihren Vortrag aber um etwa eine Stunde, so daß sich mein ursprünglicher Plan, heute nach Köln zu fahren und den Dom zu besichtigen, zerschlägt. Das finde ich schon ein wenig ärgerlich. Ich mache stattdessen diesmal mit meiner Richterin einen Spaziergang um den See.
Nun geht es schon wieder in den Endspurt, morgen kommt ein neuer Referent.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Wir haben ein Dream-Team

Tag 2 der Fortbildung:
Leider kann ich dieses Mal nicht joggen gehen. Es ist einfach stockdunkel um den See herum, und ich habe keinen Bedarf, mit einem verstauchten Fuß oder ähnlichem mitten in der Wildnis zu enden. Dafür erliege ich während der Mittagspause nur kurz den Verlockungen des Internets und drehe statt dessen eine Runde, allerdings gehend. Ich stelle fest, daß ich auf diese Weise genauso schnell bin wie laufend. Ich bin nicht ganz sicher, ob mich das frustrieren sollte oder ob ich einfach das Metier wechsele und ab sofort lieber walke. Das Wetter ist jedenfalls wunderschön, die bunten Blätter leuchten in der Sonne, und es ist ein wunderbarer Spaziergang. Zwischendurch begegnet mir jemand, der versucht, der Blätterflut mit einem Laubbläser Herr zu werden. Ob das nun in einem Wald so richtig sinnvoll ist, vermag ich nicht zu beurteilen gg.
Am Vormittag beglückt uns wieder der Referent von gestern. Er kommuniziert weiterhin hartnäckig mit der Wand, und das Niveau steigert sich auch nicht gerade ins Unermeßliche. Kollege von Schön verläßt zwischendurch für längere Zeit den Raum, und ich hege den Verdacht, daß er sich einen Kaffee außerhalb der festgelegten Pausenzeiten genehmigt...
Am Nachmittag erscheinen eine Dame vom Zollkriminalamt und ein Herr vom Bundesmininsterium der Finanzen und versuchen, uns die Mysterien der Zölle und der Tabaksteuer nahe zu bringen. Ob es ihnen gelingt, sei dahingestellt, aber jedenfalls weiß ich jetzt einiges über die verschiedenen Tabakwaren auf dem Markt und von den Problemen, Verbraucher, die einmal auf Feinschnitt umgestiegen sind, wieder an die Zigarette zu bringen. Der Feinschnitt (Anm. der Verf.: Das ist Tabak zum Selbstdrehen.) wird aber geringer besteuert als die Zigaretten, daher ist es beim Ministerium durchaus erwünscht, daß wenn schon dann doch bitte das richtige geraucht wird. Also, liebe Raucher, haltet Euch bitte dran ;-)!
Insgesamt ist der Vortrag aber höchst kurzweilig, was auch daran liegt, daß sich inzwischen die Rollen der Seminarteilnehmer herauskristallisiert haben. Darunter ist auch das Dream-Team zu finden: zwei Damen nicht mehr ganz taufrischen Jahrgangs, die bei jeder Gelegenheit mehr oder weniger intelligente Fragen stellen, um dann im Laufe der Antwort anklingen zu lassen, daß sie es ohnehin viel besser wissen als der Referent. Ich vermute, daß sie die Fragen aus rein didaktischen Gründen stellen, damit wir anderen Seminarteilnehmer davon lernen können ;-).
Jedenfalls stellen die beiden etliche Fragen, mal gleichzeitig, mal nacheinander, die von dem neben mir sitzenden Oberstaatsanwalt Zackig jedesmal mit einem leisen Stöhnen und einem Verdrehen der Augen kommentiert werden. Am Ende des Tages wundere ich mich, daß seine Augen sich noch immer in seinem Kopf befinden.
Auf der anderen Seite neben mir noch immer die Stuttgarter Richterin, die ihrerseits weiterhin trockene Sprüche von sich gibt, so daß ich die meiste Zeit mit vorgehaltener Hand da sitzen muß, damit mein dauerndes Kichern nicht ganz so auffällt. Ich hoffe auf entsprechende Fortsetzung morgen!
Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, daß die beiden Referenten nebst Dream-Team nicht zum Abendessen erschienen sind. Entweder sind die Referenten in ein Restaurant geflüchtet, oder sie sind immer noch damit beschäftigt, mit den Damen ein paar Einzelfragen zu klären...

Hurra - es geht wieder los!

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich schon erwähnt, dass ich wieder auf Fortbildung fahre ;-). Aber man kann es ja eigentlich gar nicht oft genug sagen.

Ich stehe jedenfalls pünktlich und mit einem Becher Latte macchiato bewaffnet am Bahnhof und lande rechtzeitig in meinem ICE. Leider ist bei diesem die Reihenfolge der Wagen umgedreht worden, so dass ich nicht nur mal wieder über den Bahnsteig wetzen darf, sondern mir auch noch das passiert, worüber ich bei anderen immer verständnislos grinse, nämlich dass ich im falschen Wagen lande und jemand mich von seinem Platz vertreiben muss…Aber schließlich finde auch ich den richtigen Wagen mit dem richtigen Sitz. Um mich herum lauter entzückende junge Männer, die sich aber nicht veranlasst sehen, mir dabei zu helfen, meinen (reichlich schweren) Koffer in die Gepäckablage zu verfrachten. Sch****-Emanzipation ;-).
Ich komme jedenfalls ohne weitere Zwischenfälle und mit nur 45 Minuten Verspätung in Köln an und habe immerhin 3 Minuten Zeit, meinen Anschlusszug zu erreichen. Bei dieser Gelegenheit liefere ich mir ein Wettrennen mit einem meiner Mitstreiter, aber auch das nützt nichts. Der Zug steht zwar noch da, der Schaffner auch, aber die Türen werden nicht mehr geöffnet. Das kenne ich eigentlich nur von unseren heimischen Stadtbussen, aber ich schaffe es wenigstens, den Impuls zu unterdrücken, gegen den Zug zu treten. Zum Glück fahren die Züge hierher ziemlich häufig, und wir wetzen wieder zurück auf ein anderes Gleis. In Köln gibt es am Bahnhof übrigens keine Rolltreppen, so dass ich mein heutiges Armmuskeltraining jetzt auf jeden Fall elegant erledigt habe.
Wir schaffen es dann doch noch nach Brühl, am Bahnhof wie auch schon beim letzten Mal eine kleine Versammlung von Leuten, die zur Bundesfinanzakademie möchten. Ob die Taxifahrer hier jemals andere Touren fahren? Wir quetschen uns zu viert in eines.
Ich bekomme wieder ein wunderschönes Namensschild und eine Wlan-Kennung. Leider funktioniert das Wlan zur Zeit gerade nicht, so dass ich gezwungen bin, meinen Blog zunächst in Word vorzuschreiben…
Als ich nach dem Auspacken wieder runter gehe, um einen Cappuccino zu trinken, begegnet mir als erstes Kollege von Schön, der hoffentlich von der letzten Fortbildung meinen geneigten Lesern noch in Erinnerung ist. Er wird seinem Namen immer noch gerecht und hat auch immer noch diesen unsäglichen Akzent ;-). Aber wir freuen uns trotzdem, uns zu sehen, und ich schlürfe zufrieden meinen Cappuccino.
Später im Kursraum sitzt diesmal eine Richterin aus Stuttgart mit einem genial trockenen Humor neben mir. Nach dem Abendessen machen wir noch gemeinsam einen Spaziergang und trinken eine Cola zusammen, das könnten erfreuliche Tage werden.
Der heutige Referent ist Richter am Finanzgericht in Leipzig, und ich habe das Gefühl, dass ich in meiner Zeit auf der Gegenseite mal einen Prozess bei ihm geführt habe. Hoffentlich habe ich ihn seinerzeit gewonnen…Im übrigen gehört er zu der Kategorie der vielredenden Männer, wenn auch nicht unbedingt zu denen, die nur dummes Zeug reden. Seine didaktischen Fähigkeiten sind allerdings leider begrenzt, und er neigt dazu, die Pausen zu ignorieren. Vielleicht ist das auch ein Kriterium, um an dieser Institution Referent zu werden? Sollte ich mich jemals hier bewerben, werde ich das berücksichtigen…
Bisher handelt es sich jedenfalls um absolutes Grundlagenwissen, das er vermittelt, aber das ist gar nicht so verkehrt, wenn er dazu noch fähig wäre, seine Folien nicht nur von der Wand abzulesen, auf selbige Folien nicht 50 Zeilen zu quetschen und überhaupt eine Präsentation zu erstellen, die den Namen auch verdient. Das Zeitmanagement traue ich mich schon gar nicht mehr zu erwähnen ;-). Nun ja, zumindest weiß ich, wovon er redet. Das könnte sich morgen ändern, wenn es mit Zollrecht losgeht…

Sonntag, 21. Oktober 2012

Das Chaos ist wieder komplett

Und es wogt über uns hinweg...
Kind groß hat zehn Tage Freiheit und Urlaub genossen und akzeptiert jetzt nur ungern wieder die elterliche Zucht  ;-). Die Schule morgen wird ihr vermutlich noch weniger gefallen.
Kind mittel läuft den ganzen Tag über mit 120% Motorenstärke und bricht dann abends einfach in sich zusammen, was üblicherweise von einem Schreikrampf begleitet wird.
Kind klein ist dann jedesmal ein wenig schockiert von dem Lärm, schreit aber sicherheitshalber mit oder gegenan, und irgendwann endet es dann damit, daß beide lautstark nach mir brüllen, was ich aber meistens rabenmuttermäßig ignoriere.
Erwähnte ich schon, daß ich morgen für eine Woche auf eine total ruhige und entspannende Fortbildung fahre ;-)? Koffer ist bereits gepackt. Vielleicht sollte ich langsam anfangen, mich um die Fortbildungen für das nächste Jahr zu kümmern gg.

Samstag, 20. Oktober 2012

Normalität?

Bei mir? Keine Ahnung, ob es das überhaupt gibt. Vielleicht müßte man zuvor, den Begriff der Normalität definieren ;-). Wenn Normalität bedeutet, daß latentes Chaos herrscht, dann habe ich wohl ein völlig normales unauffälliges Leben...

Jedenfalls begann das Wochenende gestern völlig normal mit einem größeren Schreikrampf von Kind mittel, dem sich Kind klein dann sicherheitshalber mal angeschlossen hat, man könnte ja was verpassen. Heute vormittag haben wir einige Besorgungen gemacht, und es ist uns trotz der Anwesenheit zweier Kinder gelungen, für den Mann eine neue Brille auszusuchen und ein Schokoladen-Café auszuprobieren, ohne daß es auch nur in einem von beiden Scherben gegeben hätte. Kakao-Flecke auf dem Fußboden zähle ich schon gar nicht mehr, die sind normal...;-). Tolles Café übrigens, ich gehe dann gerne auch mal alleine oder in Begleitung anderer Erwachsener hin gg.

Heute abend habe ich noch ein größeres Mädelstreffen vor mir und freue mich schon gewaltig! Morgen kommt Kind groß endlich aus dem Urlaub wieder, um unser Chaos zu komplettieren, und ab Montag darf ich wieder für eine Woche zur Fortbildung. Ich weiß zwar noch nicht genau, wie ich so viel Ruhe und Ordnung aushalten soll, aber ich werde mir Mühe geben. Und wenn ich es nicht schaffe, muß ich eben selbst für ein wenig Chaos sorgen...

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Entscheidungen...

Decisions I made,
may they be good
or may they be bad
I made them whole-heartedly
with only one regret.

It´s no regret about what I have done
so hard as it sounds
I know it´s not wrong.
There´s just one thing hard to abide
that´s the fact that I had to decide...

Dienstag, 16. Oktober 2012

Manche reden sich um Kopf und Kragen

Einige Leute sollte man wirklich nicht ohne Verteidiger vor Gericht lassen, weil sie sich selbst immer tiefer in ihren Schlamassel reinreiten.
Wenn sie zuerst noch sagen, dass sie jemanden nur wegschubsen wollen, erklären sie im nächsten Moment, dass sie denjenigen eigentlich doch hatten in die Weichteile treten wollen und nur nicht getroffen haben, um danach zu sagen, dass sie es nicht getan hätten, wenn sie gewußt hätten, dass das Opfer noch keine 16 ist...
Es ist jedenfalls wieder einer der interessanteren Gerichtstermine heute. Zum einen bekomme ich vorher meinen Cappuccino, zum anderen überlasse ich das Feld meinem Referendar, der heute das erste Mal selbst eine Gerichtsverhandlung führt, und ich sitze weitgehend nur daneben und lasse ihn machen, ab und zu souffliere ich ein wenig. Neben mir die Vertreterin der Nebenklage nebst ihrem Mandanten, im Zuschauerraum mindestens 20 weitere Referendare, die gerne zusehen wollen und einige der Kumpels des Geschädigten. Es ist ziemlich voll, was für die Premiere meines Referendars sicherlich noch ein zusätzlicher Nervositätsfaktor ist. Aber er schlägt sich wacker, und am Ende kommt die Strafe dabei raus, die ich gerne haben wollte.
Der Kandidat ist ein wenig entsetzt, dass er für die nächsten zwei Jahre keinen Führerschein  mehr haben wird, aber man sollte es sich vielleicht vorher überlegen, sieben Mal ohne einen solchen zu fahren (und ich weiß ja gar nicht, wie oft er nicht erwischt wurde...) und zudem im Bundeszentralregisterauszug auch noch einmal mehr Verurteilungen deswegen zu haben, als auf eine Hand passen. Von den ganzen anderen Straftaten, die dort ebenfalls stehen, mal ganz zu schweigen...
Aber gut, ich habe zumindest die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal keine Bewährungsstrafe mehr wird, wobei ich ziemlich sicher bin, dass dies nicht sein letzter Auftritt in den heiligen Hallen eines Gerichtssaales war.

Samstag, 13. Oktober 2012

Man kann es nicht oft genug sagen...

Once in a while the road is steep and narrow winding
Once in a while I play the game not knowing what I´m really doin´,
but when I listen to the sound to get my feet back on the ground
it´s the sound that keeps me goin´ another mile...

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Das neue Türschild...


...für mein Büro. Nachdem mir meine Frauenpower-Postkarte doch tatsächlich geklaut wurde (man stelle sich das in einer Behörde wie der meinen nur einmal vor...), habe ich jetzt endlich das gefunden, wonach ich gesucht habe. Und das muß sich ja sogar nicht einmal nur auf meine "Kunden" beziehen...;-)

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Eine kleine Blogpause

Die kam dadurch zustande, daß Frau Spock sich ein paar Tage Urlaub gegönnt hat (ja isses denn die Möglichkeit...?).
Dänemark im Herbst ist immer wieder schön, auch wenn es uns hier wie in Frankreich gegangen ist, nämlich unser angestammtes Ferienhaus nicht mehr zu mieten war. Aber wir haben ein anderes sehr schönes gefunden, das trotz des teilweise richtig starken Windes nicht weggeflogen ist, obwohl es mir ein paarmal so vorkam, als wenn es kurz davor wäre.
Ansonsten gab es die üblichen Programmpunkte: Spaziergänge am Strand, Mondfische in Hirtshals, Regnskov in Randers, Kaminfeuer am Nachmittag und natürlich das Kerzengeschäft in Hune, für das ich gerne mal einen größeren Gutschein hätte...
Ein paar ruhige Tage jedenfalls, sehr angenehm, bei weitgehend gutem Wetter, und sogar weitgehend entspannten Kindern, die sich jetzt wieder hier aber auch genauso begeistert auf ihr Spielzeug stürzen.
Ein paar Tage Urlaub gibt es jetzt noch hier zuhause, bevor es nächste Woche weitergeht mit den spannenden Begebenheiten aus der Justiz ;-).

Montag, 1. Oktober 2012

Der Arbeitsalltag...

...holt einen natürlich auch nach solch einem schönen Wochenende wieder ein. Aber immerhin war es heute ein gemäßigter Start in die Woche, denn ich habe Klausuraufsicht für das 2. Staatsexamen geführt, was einem zumindest immer einen ruhigen Vormittag beschert.
Ich sause also mit einem (wieder reparierten) Fahrrad zum Landgericht. Hier gibt es sogar Coffee-to-go, dies ist schließlich ein modernes Gebäude, und ich versorge mich sogleich mit einem für schlechtere Zeiten.
Im Klausursaal angekommen will mich eine nette Dame sofort mit einer Platznummer versorgen, aber es gelingt mir, sie davon zu überzeugen, daß ich die Aufsicht bin. Midlife-Crisis hin oder her und so geschmeichelt ich mich auch fühle, DIESES Ereignis meiner Jugend will ich keinesfalls noch einmal erleben.
Ich richte mich also häuslich ein, direkt vor mir sitzt einer dieser Herren, die daran Schuld sind, daß ich mich erst spät dazu entschließen konnte, Juristin zu werden. Zur Klausur (!) erscheint er im Anzug mit Krawatte und Kaschmirpullover drunter, die Haare zu einem schicken Seitenscheitel gegelt, und dazu benutzt er einen Füller einer nicht gerade preiswerten Marke, den man nicht mit Patronen befüllen kann, sondern der er zwischendurch an einem Tintenfäßchen betanken muß.
Einer der Kandidaten starrt mich die Hälfte der Zeit an, als wenn ich ihm Erleuchtung bringen könnte. Das bezweifle ich allerdings sehr, denn es geht um Revisionsrecht, und mit dem kenne ich mich nur sehr am Rande aus. Bei einem bin ich sehr versucht, ihm auf die Toilette zu folgen, nachdem er das 5. Mal dorthin verschwindet. Zumindest wäre es mal interessant gewesen, seine Reaktion zu sehen...da er aber stets nur sehr kurz dort ist, denke ich, daß diese Zeit wohl nicht ausreicht, um zu telefonieren oder sich anderweitig unerlaubter Hilfsmittel zu bedienen.
Nach 5 Stunden merke ich dann aber auch, daß der Stuhl doch nicht so richtig bequem auf Dauer ist, normalerweise sitze ich nie so lange am Stück. Aber dann ist es auch schon wieder vorbei. Es gibt den üblichen Aufruhr bei der Abgabe, und es ist die Frage zu klären, wo welche Nummer hinzuschreiben ist und wo welches der Papiere hinkommt. Aber auch diese Hürden werden gemeistert, und schließlich verlassen alle, einschließlich mir, den Klausursaal, die Examenskandidaten für ein wenig Erholung bis morgen, ich für die zweite Runde des Tages in meinem Büro...