Montag, 29. August 2011

Wenn es einen Wettbewerb gäbe,

welche Kinder in kürzester Zeit das größte Chaos verbreiten können, bin ich ganz sicher, daß meine haushoch gewinnen würden. Und ich frage mich, weshalb es so etwas eigentlich nicht gibt...

Selbst der Kleine hat auf diesem Gebiet schon ganz erstaunliche Talente. Ich habe den Eindruck, daß er ein gewisses System entwickelt hat, wie er unserer (ohnehin nur marginalen) Ordnung am besten beikommen kann: als erstes werden in der Küche sämtliche Kochbücher aus dem niedrigen Regal herausgerissen und auf dem Boden verteilt, danach kommt die große silberne Salatschüssel, die auf den Fliesen so schön quietscht, wenn man sie dort dreht. Danach nimmt er sich die Mülleimer vor und versucht, sie erst zu öffnen (aber ich bin inzwischen so geübt, daß ich sie meistens noch rechtzeitig zuklemmen kann) und den Inhalt auf den Boden zu verteilen, alternativ werden sie durch die Gegend gekullert. Neueste Errungenschaft ist die Tüte mit den Kartoffeln, die auf jeden Fall geleert werden muß. An guten Tagen öffnet er noch eine der Schranktüren, schnappt sich die Packung mit den Cornflakes und kippt dies auf dem Boden aus. Während ich diese wieder aufsammle, verspeist er in Windeseile so viele davon, wie er nur erwischen kann.

Hinterher ist das Wohnzimmer dran: einige Bücher dürfen auf keinen Fall im Regal bleiben, aber das gilt nicht für alle, offenbar hat er da gewisse Vorlieben. Einige Untersetzer werden auf dem Boden verteilt, dann versucht, den Fernseher einzuschalten (und er hat jedesmal einen sehr begeisterten Gesichtsausdruck, wenn es klappt). Die Zeitschriften aus der Zwischenablage des Wohnzimmertisches rausreißen, inzwischen werden die aber immerhin nicht mehr gegessen. Manchmal wendet er sich tatsächlich auch dem Spielzeug zu, vor allem aber um die Legokiste auszukippen...

Die Mittlere ist schon etwas harmloser und verteilt nur noch ihr eigenes Spielzeug, was heißt, daß ihr gesamtes Zimmer voller Playmobilpferde liegt. Außerdem kam sie am Wochenende auf die glorreiche Idee, ihrem einen Plüschpferd die Haare zu schneiden, so daß der gesamte Teppich voller schwarzer Fussel war, bei der Gelegenheit hat sie dann auch noch ein Stück aus ihrer Hose herausgeschnitten. Sie findet es allerdings erstaunlich, daß sie jetzt keine Schere mehr im Zimmer haben darf.

Bei der Großen sieht es eigentlich nicht viel anders aus, nur daß es dort statt Playmobil-Pferden Schleich-Pferde gibt und sie mittlerweise von Haarschneideaktionen Abstand zu nehmen scheint (ganz drauf wetten würde ich allerdings nicht gg).

Also Chaos mal drei...


Dienstag, 23. August 2011

An manchen Tagen

frage ich mich, ob es eigentlich richtig ist, über so banale Dinge wie lila Hefthüllen zu schreiben, während sich woanders Tragödien abspielen, Menschen viel zu früh sterben und Mütter ihre Kinder verlieren. Und ich meine damit nicht die Krisenschauplätze unserer Welt, sondern meine nähere und fernere, teilweise auch virtuelle Umgebung. Kann man sich dann eigentlich noch mit Normalitäten beschäftigen?

Ich habe diesen Satz nach Adrians Tod so gehaßt: "Das Leben geht weiter." Warum ging es einfach weiter? Hätte nicht die Welt für alle stehenbleiben müssen, so wie sie für mich stehenblieb? Wie konnten alle einfach weiterleben, während ich einen Teil von mir verloren hatte?

Und doch war es gerade diese Normalität, die mich wieder zurückgeholt hat. Irgendwann ging das Leben tatsächlich weiter, nicht nur für die anderen, sondern auch für mich. Da war noch ein kleines Mädchen, das mich brauchte, und nicht nur mich, sondern auch die Normalität, den Alltag, die Freude, das Lachen. Und inzwischen gibt es hier auch noch zwei, die genau das brauchen.

Also werde ich weiter schreiben über die Banalitäten des Lebens. Aber heute nicht, heute bin ich einfach nur traurig, daß wieder ein kleines Menschlein viel zu früh unseren Planeten verlassen mußte und für die Mutter, die das jetzt durchstehen muß...

Montag, 22. August 2011

Die heutigen Fragen des Tages

Warum in aller Welt...

  • sind die Kindermützen immer genau dann verschwunden, wenn man gerade losgehen möchte?
  • schlafen kleine Kinder nie dann ein, wenn man es erwartet und gebrauchen könnte?
  • verspüre ich das dringende Bedürfnis, meine beiden neuen Praktikanten zu duzen? Bin ich so alt, oder sehen die so jung aus?
  • ist der Cappuccino in meinem Lieblingscafé so unglaublich lecker, daß ich es einfach nicht schaffe, daran vorbeizugehen. Insbesondere nicht mit einem dann doch endlich schlafendem Kind im Kinderwagen?
  • gibt es bei Rossmann bloß gerade Zartbitter-Orangen-Schokolade, an der man ebenfalls nicht vorbeigehen kann? Ich finde ja, die gehört auf den Index (auf welchen auch immer).
  • wünscht sich die neue Französischlehrerin der Großen ausgerechnet lila Umschläge für die Schulhefte? Ich finde lila ja auch hübsch, aber inzwischen kenne ich beinahe sämtliche Schreibwarengeschäfte der Stadt, und nirgends gibt es die. Nur beinahe alle deswegen, weil ich mich weigere, in das superteure Bürogeschäft zu gehen (keine Ahnung, ob es dort solche Umschläge gibt), weil eine Lehrerin ihre violette Phase ausleben muß! Und tut es auch pink, wenn man lila nicht bekommt?
  • pflanzt man auf eine Verkehrsinsel, die als Fußgängerüberweg über eine zweispurige Straße dient, eine hohen Strauch so weit nach rechts, daß man die anfahrenden Autos nicht erkennen kann und deswegen gezwungen ist, fast auf die Straße zu gehen, um zu sehen, ob man sie überqueren kann?
  • findet man die Kindermütze genau dann wieder, wenn man gerade zuhause angekommen ist?

Und der Tag ist noch nicht vorbei...

Mittwoch, 17. August 2011

Gespräche mit einer 4-jährigen

Heute war ich mit den beiden Kleinen (die Große fährt inzwischen mit meiner rabenmütterlichen Billigung alleine mit dem Bus zum Sport) im hiesigen Einkaufszentrum. Während wir im Café saßen und die Mittlere ihr Eis löffelte, der Kleine weitgehend mein Eis aufleckte (mal wieder ein "psst" an die BZ-Damen) und ich nichts ahnend meinen Cappuccino schlürfte, spielte sich zwischen der Mittleren und mir folgender Dialog ab:

Die Mittlere (zwei Musliminnen sehend, von denen eine ein geblümtes Kleid und ein knallpinkes glänzendes Kopftuch trägt): Mami, sind das zwei liebe Hexen?

Ich: Nein, das sind keine Hexen.

Die Mittlere: Warum haben die dann so etwas auf dem Kopf?

Ich: Sie möchten ihre Haare bedecken.

Die Mittlere: Hm, ich möchte meine Haare auch bedecken (wieder ihr Eis löffelnd und in mir die Hoffnung weckend, daß sie das Thema nicht weiter verfolgt, kurze Zeit später aber die nächste Muslimin erspähend, heute waren einige unterwegs): Die will sich auch verdecken.

Ich: Ja, das will sie wohl.

Die Mittlere (erstaunlich spät): Warum will sie sich verdecken?

Ich (ablenkend, da keine kindgerechte Antwort wissend): Wie ist denn Dein Eis?

Die Mittlere: Gut, aber warum will sie sich verdecken?

Ich: Sie möchten, daß nur ihre Familie ihre Haare sehen kann.

Die Mittlere (mit einer Logik, die mich an die entsprechende Vorlesung meines Lieblingsprofessors erinnert hat und nicht verleugnen läßt, daß sie bereits über eine gute juristische Subsumtionstechnik verfügt): Alle Hexen haben aber solche Kopftücher, und die haben auch welche, also sind sie Hexen!

Ich: Aber es gibt doch gar keine Hexen.

Die Mittlere: Aber man kann es spielen.

Ich (dankbar für den Themawechsel): Stimmt, aber in echt gibt es sie nicht...

Uff, ich hatte vergessen, wie fragefreudig Kinder in diesem Alter sein können, was ihnen alles auffällt und wie genau sie es wissen wollen. Wenn mir jetzt noch jemand eine für 4-jährige geeignete Erklärung liefern könnte, weshalb Musliminnen ihre Haare bedecken, wäre ich sehr dankbar. Das war bestimmt nicht das letzte Gespräch über dieses Thema...

Dienstag, 16. August 2011

Frankreisch, Frankreisch...

Urlaub ist ja grundsätzlich zu kurz, aber dieser besonders, und ich hätte gut und gerne noch ein paar Wochen länger in meiner zweiten Heimat bleiben können. Es war wieder einmal wunderschön, das Wetter weitgehend super (was man von meiner ersten Heimat während dieser Zeit wohl nicht behaupten konnte...), und ich habe mich tatsächlich entspannt, so viele Bücher gelesen, wie seit langem nicht mehr (auf dem wunderbaren neuen Kindle gg) und es mir einfach gut gehen lassen.

Einen größeren Teil der Zeit haben wir an solchen wundervollen Stränden verbracht. Die Gegend dort wird nicht umsonst Silberküste genannt, die Strände sind kilometerlang und ziehen sich von der Gironde bis nach Spanien hinunter. Dort kann man herrlich herumliegen, buddeln und natürlich baden, was die Mädchen sehr ausgiebig gemacht haben, es war jedesmal schwierig, sie aus dem Wasser wieder hinauszubekommen. Die Wellen dort sind allerdings nicht ungefährlich, und gerade auf die Mittlere mußte ich ordentlich aufpassen. Aber ich liebe es auch, das Atlantikwasser ist frisch und doch sanft auf der Haut und sich in diese Wellen zu stürzen, ist ein Gefühl, das man wohl am besten mit dem Wort "Sommerfrische" beschreiben kann. Schade eigentlich, daß heute niemand mehr dieses Wort verwendet, es drückt alles aus, was man dort fühlt.




Abends gab es traumhafte Sonnenuntergänge, zu denen der Strand regelmäßig dicht bevölkert war.


Diese Sonnenuntergänge waren eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen ich sogar mal ein Foto von der Großen machen durfte...


Ein weiterer Höhepunkt war wie immer das Reiten, und dieses Jahr durfte sogar schon die Mittlere ihre ersten Reitstunden nehmen. Seitdem ist sie auch völlig pferdeverrückt, spielt nur noch mit Pferden aller Art, redet von kaum etwas anderem und wünscht sich dringend, weiter Reitunterricht zu bekommen. Sie hat es aber auch sehr gut gemacht. Man beachte außerdem die professionellen Reitstiefel, die sie sich dort ausleihen konnte und mit denen sie stolz wie Oskar über den Hof marschierte.


Zugegebenermaßen kann ich ihre Begeisterung gut nachvollziehen, den das Reiten dort ist für mich auch immer mit das schönste. Ich weiß ja nicht, ob sich Reiter unter meinen Lesern befinden, aber wenn ja, werden diese bestimmt nachvollziehen können, daß es kaum etwas tolleres gibt, als einen Strand entlang zu galoppieren. Die Große durfte diesmal auf allen Ausritten mitkommen, sogar auf den langen 4-Stunden-Ritt, und war ebenso begeistert. Jetzt weiß sie ja auch endlich, wovon ich in den vergangenen Jahren immer geschwärmt habe. Die Mittlere war nur schwer davon zu überzeugen, daß sie für solche Aktivitäten noch ein wenig zu klein ist.

Der Kleine fühlte sich übrigens auch gleich heimisch in der neuen Umgebung, krabbelte überall herum und futterte alles in sich hinein, was ihm nahe kam. Am liebsten waren ihm Croissants (wer immer hier aus dem BZ liest, bitte nicht verpfeifen ;-)), bei deren Anblick konnte man ihm mit nichts anderem mehr kommen. Auch den Strand fand er super und hatte keinerlei Angst. Auch hier krabbelte er durch die Gegend, kleine Schleifspuren hinterlassend, und war damit beschäftigt, die Steine zu mopsen, mit denen wir unsere Handtücher vor dem Wegwehen schützen wollten oder auch ebendiese Handtücher mit Sand vollzustreuen. Ab und zu versuchte er außerdem, fremde Strandmuscheln umzuschubsen, insbesondere wenn sich leuchtend orange waren...



Wein und die dazugehörigen Weingüter sind in Südfrankreich natürlich auch ein wichtiges Thema. Trinken konnte man ihn selbstverständlich auch sehr gut und nicht nur die Trauben bewundern...

Zu guter Letzt hatte dann noch die Mittlere Geburtstag und ist jetzt stolze vier Jahre alt (wenn sie sich auch eher wie 18 fühlt gg). Ich mußte mit ihrem Kuchen ein wenig improvisieren, weil wir keine Kuchenform. Der von mir als Puderzucker gekaufte "sucre de poudre" entpuppte sich als stinknormaler Kristallzucker (der vermutlich besonders fein war...), so daß ich auch keinen Zuckerguß machen konnte, der im übrigen auch noch rosa sein sollte. Ich habe dann aus Himbeersaft und dem Kristallzucker eine Art Marmelade gemacht, mit der der Kuchen dann bestrichen wurde. Das schmeckte erstaunlich gut, und die bunten Streusel gaben dem ganzen dann noch den Rest gg. Die Mittlere bekam ihre gewünschte Puppenwaschmaschine, wenn sie auch am nächsten Tag anmerkte, daß sie sich eigentlich eine echte gewünscht hatte. Aber das wäre dann wohl sogar für unser wirklich großes neues Auto zuviel geworden.


Wunderschöne Tage waren es jedenfalls, jetzt versuchen wir, uns so langsam wieder an den Alltag zu gewöhnen. Arbeit, Schule, Kindergarten, alles hat schon wieder angefangen.



Samstag, 13. August 2011

5 Jahre ohne Dich...


Du hast mich immer zum Lächeln gebracht,

selbst als Du reglos vor mir lagst

und Deine Augen sich nicht öffnen wollten.

Da habe ich daran gedacht,

was ich mit Dir erleben durfte.


Du hast mich immer zum Lächeln gebracht,

selbst als ich Dich noch gar nicht spürte,

ein Körnchen nur in meinem Leib.

Da habe ich daran gedacht,

was ich mit Dir erleben werde.


Du hast mich immer zum Lächeln gebracht,

als Du Dich endlich in mir regtest,

zarte Zeichen in mir drin.

Da habe ich daran gedacht,

was Du wohl grad erleben magst.


Du hast mich immer zum Lächeln gebracht,

als es schon schwer war, Dich zu tragen,

fast bereit für diese Welt.

Da habe ich daran gedacht,

was wir gemeinsam erleben werden.


Dann hast Du mich zum Weinen gebracht,

als Du so leblos vor mir lagst,

mein Kind, mein Sohn, schon ganz entrückt.

Da habe ich daran gedacht,

was wir alles nicht erleben werden.


Du wirst mich wieder zum Lächeln bringen,

ich spüre manchmal den zarten Keim,

wenn ich Dein Bild seh´, Deine Locke berühre.

Dann fängt es in mir an zu klingen,

was wir trotz allem erleben werden.



Mein liebster Adrian,

schon wieder ein Geburtstag von Dir ohne Dich. Ich hoffe, daß Du einen wunderschönen Tag dort oben auf Deiner Wolke hast. In Gedanken sind wir bei Dir (wie immer).

Deine Mami