Dienstag, 28. April 2009

Was für Tage

Langweilig wird es bei uns jedenfalls nicht. Am Freitag war ich vormittags in der Stadt und habe einige Geschäfte leer gekauft. Das war sehr spaßig und tat recht gut. Außerdem mußte mein Kleiderschrank dringend wieder ein wenig aufgefüllt werden.

Nachmittags habe ich die Große und zwei ihrer Klassenkameraden zum Schwimmen kutschiert und bin dann solange mit der Kleinen im Freilichtmuseum gewesen. Sie war total begeistert, insbesondere von den Tieren, die dort eigentlich nur Nebensache sind. Insbesondere eine Ziege hatte es ihr angetan und bekam einen dicken Kuß auf die Nase. Außerdem entpuppte sie sich als echter Auto-Fan und saß eine ganze Weile in einem Spielauto rum, ohne daß ich sie dort rausbewegen konnte, dabei habe ich mit den tollsten Angeboten wie Rutsche oder Schaukel gelockt. dabei hatte ich doch fest mit einem weiteren rosa Prinzeßchen gerechnet gg. Aber noch gibt es ja Entwickungsmöglichkeiten.

Auf der Rückfahrt platzte mir mitten auf der Bundesstraße bei Tempo 80 der Reifen. Dieses ratternde Geräusch kannte ich ja schon von meinem letzten solchen Erlebnis im Januar, aber da hatte ich ja gerade mal Schrittgeschwindigkeit drauf. Aber so ein Volvo ist wirklich ein Phänomen, er schlingerte nicht einmal. Ich war natürlich gerade auf der linken Spur, aber es gelang mir problemlos auf den Standstreifen zu kommen und dort den ADAC zu rufen. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß der Akku von meinem Handy fast leer war. Den Kindern, von denen ich eine ganze Menge im Auto hatte, war zum Glück nicht bewußt, wie glimpflich das alles ausgegangen war, und sie sahen es eher als aufregendes Abenteuer und mußten außerdem dringend auf´s Klo. Der ADAC kam recht schnell, ein netter junger Mann wechselte den Reifen innerhalb weniger Minuten, und wir konnten nachhause fahren. Abends zitterten mir dann doch ein wenig die Knie. Frank zog die Sommerreifen auf und stellte fest, daß in dem geplatzten Reifen ein richtig großes Loch war, offenbar muß ich mir da irgendwas reingefahren haben. Ich bin jedenfalls froh, daß nicht schlimmeres passiert ist.

Am Sonnabend sind wir dann zu Claudias Hochzeit gefahren. Sie fand in einem Schloßhotel in der Nähe von Schwerin statt, und ich muß sagen, daß es wirklich eine wunderschöne Kulisse für ein solches Ereignis war, das tolle Wetter trug natürlich auch dazu bei. Sie hatte ein richtig schönes Kleid an, und ich war auch froh, mein grünes Abendkleid wieder mal tragen zu können. Die Feier hat viel Spaß gemacht, da die Kinder im gleichen Gebäude schliefen, haben wir sie irgendwann einfach ins Bett gebracht und weitergefeiert und sogar richtig viel getanzt. Nachdem Frank verstanden hatte, daß ein Walzer einfach nur ein Dreieck ist, klappte es sehr gut, sogar der Wiener Walzer. Nachts habe ich allerdings nicht allzu viel geschlafen, weil die Kleine so gehustet hat, und früh am Morgen wurde ich von einer Herde Schafe geweckt, die sehr deutlich "mäh" sagte. Ich war erst der Meinung, daß das die Kleine sein müßte, aber die hatte sich zwischenzeitlich doch zum ruhigen Schlafen entschlossen, nur ich war wach, ist ja typisch. Am Sonntag war ich dementsprechend ziemlich fertig und hing zudem mit einer beginnenden Erkältung hier nur rum.

Gestern habe ich allerlei Kleinkram weggearbeitet, der freie Freitag hatte mir eine Menge Akten beschert. Nachmittags beschwerte sich jedenfalls die Wachtmeisterin, die die fertigen Akten abholte, das bei mir immer so viel im Ausgang wäre. Mich würde es auch nicht stören, wenn es weniger wäre gg.

Heute habe ich dann endlich meine Sonderzuweisung von vor einem Monat angeklagt. Vorher ging es leider nicht, weil die Verteidiger noch Akteneinsicht erhalten mußten, und inzwischen ist das Verfahren ohnehin ein Teil meines Dezernates, nachdem ich das ganze habe. Es war eine recht langwierige Sache, was vor allem daran lag, daß die Akte so dick war, daß sie ständig auseinander fiel, was das Blättern sehr erschwerte. Nachmittags wurde es dann spanndender: ein Banküberfall kam herein, der in meinen Zuständigkeitsbereich fällt, bisher jedenfalls, es kann sich noch ändern, wenn der Täter ermittelt werden kann. Gestern abend war ich übrigens noch in genau der Bank, ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Der Täter ist auf dem Video aber recht gut zu erkennen, und ich mußte beim Amtsgericht beantragen, die Veröffentlichung dieser Bilder anzuordnen, damit er identifiziert werden kann. Das habe ich so schnell wie möglich gemacht und die Akte gleich per Boten zum Amtsgericht bringen lassen. Nachmittags rief schon die Polizei auf meinem Handy an, ob sie denn nun die Bilder veröffentlichen dürfte, ein Beschluß vom Amtsgericht war aber offenbar noch nicht da. Der Polizist muffte dann ein wenig rum, aber mehr, als die Akte so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen, kann ich auch nicht machen. Morgen werde ich mal nachfragen, wo der Beschluß bleibt, wenn er noch nicht draußen ist.

Es ist jedenfalls, wie gesagt, nicht langweilig bei mir.

Donnerstag, 23. April 2009

Am 18. September 2028

nämlich in genau 19 Jahren und 257 Tagen habe ich mein 25-jähriges Dienstjubiläum. Diese Botschaft wurde mir heute höchstpersönlich überbracht. Das hat mich echt total motiviert, muß ich sagen. Immerhin bin ich dann noch keine 60, ist ja auch schon was. Es sind übrigens nur noch "so wenige" Jahre, weil meine Zeit im Finanzamt und das Referendariat angerechnet werden.

Ansonsten bin ich diese Woche größtenteils damit beschäftigt gewesen, die Berge abzubauen, und es ist mir auch einigermaßen gelungen. Ein paar größere Sachen sind jetzt natürlich noch übrig, und ich hoffe, daß ich zumindest einen Teil davon nächste Woche loswerde. Aber ich komme immerhin schon wieder an meinen Schreibtisch ran.

Heute hat mich ganz spontan einer meiner Beschuldigten besucht, mit dem hatte ich auch schon mal telefoniert. Die Wachtmeister waren gleich ein wenig besorgt, aber ich habe mit offenbar zu Recht für harmlos gehalten. Es war auch keine große Sache, er sollte lediglich eine Geldstrafe an eine gemeinnützige Einrichtung bezahlen und wollte darüber nochmal sprechen. Ich habe ihm das alles in Ruhe erklärt, ihn davon abgebracht, seinerseits eine Strafanzeige zu stellen und schließlich meinte er, er würde sich bei mir ja so geborgen fühlen, da würde er doch gerne bezahlen. Hm, ich weiß nicht, ob ich es gut oder schlecht finden soll, wenn die Beschuldigten sich bei mir wohl fühlen gg. Da ist wohl noch ein wenig zu viel "Dienstleistungs-Mentalität" aus meiner Zeit als Anwältin bei mir vorhanden. Aber zumindest erzählen die Leute mir immer eine Menge, weil ich so nett bin.

Gestern habe ich den ganzen Tag beim Landgericht verbracht und mir die haarsträubende Geschichte eines mutmaßlichen Betrügers angehört, der angeblich selbst gemein betrogen wurde. Entweder stimmt das ganze, oder er hat es sich so geschickt ausgedacht, daß er eigentlich schon dafür belohnt werden müßte. Aber es stehen noch zwei weitere Termine in dieser Sache an, wir werden sehen, wie er sich weiter hält. Nach der Verhandlung habe ich geradezu fluchtartig das Büro verlassen, weil es schon reichlich spät war und ich dringend die Kinder abholen mußte. Zum Glück war der Richter sehr nett, und ich konnte es vorher mit ihm klären, daß ich pünktlich los muß, so daß ich niemanden engagieren mußte. Es paßte ohnehin ganz gut, weil er selbst zum Fußballspiel Bremen-HSV wollte.

Aber jetzt ist erstmal Wochenende angesagt. Morgen werde ich ein wenig shoppen gehen, und am Sonnabend ist Claudias Hochzeit, da freue ich mich schon drauf.

Montag, 20. April 2009

Zurück in den Frühling

Ich bin ganz geplättet: als wir vor eineinhalb Wochen nach Dänemark gefahren sind, war hier noch Winter, und jetzt ist alles grün, und im Garten blüht es wie verrückt. Es ist wunderschön, und ich bin ganz begeistert. Das einzige, was traurig ist, ist, daß ich die Blüte meiner japanischen Kirsche verpaßt habe. Aber dafür gibt es eine Menge anderes zu sehen.

In Dänemark war es mal wieder richtig schön. Wir sind am Karfreitag losgefahren und haben erstmal einen Zwischenstop im Legoland gemacht, wo wir auch übernachtet haben. Die Mädels waren extrem begeistert, die Kleine hat es sichtlich bedauert, daß sie nicht auch Achterbahn fahren durfte, die Große hat zum Abschluß noch ihren größten Wunsch dort erfüllen können: einen Darth-Vader-Schlüsselanhänger, der aber auch wirklich sehr schön ist. Am Freitag selbst war ich erst nur mittelmäßig begeistert. Es war derartig voll, daß man vor allem Aktionen ewig anstehen mußte, was mit der Kleinen, die nicht gerade mit Geduld gesegnet ist, im Schlepptau teilweise ziemlich nervig war. Erstes Highlight war daher eigentlich das Abendessen im Hotel, das total klasse war, da wollte man wohl auch mal den Eltern was gutes tun, ansonsten wimmelte es da nämlich von Kindern.

Hinterher bin ich mit der Großen dann nochmal alleine ins Legoland gegangen. Die Fahrgeschäfte hatten schon geschlossen, aber man konnte sich endlich mal in Ruhe umsehen und auch die ganzen tollen Bauwerke aus Lego bewundern. Die sind wirklich beeindruckend und total liebevoll gestaltet. Unglaublich, was man aus Legosteinen alles bauen kann. Am nächsten Morgen gab es wieder ein tolles Buffet, und wir sind dann gleich zur Öffnung ins Legoland gegangen. Jetzt war es noch leer und hat mir wesentlich besser gefallen. Man konnte ganz viel ausprobieren, und auch die Kleine konnte schon viel mitmachen. Ich gluabe, ihr haben die kleinen Flugzeuge am besten gefallen, sie sagte immer nur "Hui", wenn sie sie wieder gesehen hat. Die Große machte alles, was ihr unterkam, mit, das hat sie nicht von mir, ich würde mich nie freiwillig in eine Achterbahn setzen.

Gegen Mittag sind wir dann zum Ferienhaus weitergefahren. Die Kleine war so fertig, daß sie einschlief, sobald der Motor vom Auto angeschaltet wurde, und das bis zum Ferienhaus durchhielt. Das Haus kannten wir ja schon, es war bereits unser drittes Mal dort, aber es ist immer wieder schön. Wir hatten die ganze Woche über Sonne, wenn es auch noch ziemlich kühl durch den Wind war. Trotzdem waren wir ganz viel am Strand, haben dort jede Menge Muscheln und Steine gesammelt und natürlich Ostern gefeiert. Die Kleine war mal wieder begeistert, nachdem sie das System des Eiersuchens erst einmal durchschaut hatte und rief im weiteren immer "Eier", sobald sie den Garten betrat. Das neue Bilderbuch fand sie aber auch nicht schlecht. Wir waren dann auch noch im Zoo in Aalborg, der sehr schön ist, und im Aquarium in Hirtshals. Insgesamt sind wir jedenfalls gut erholt, wenn sie Frank auch zum Ende der Woche eine kräftige Erkältung eingefangen hat, das war wohl noch der Nach-Streß nach den ganzen letzten Wochen, der da rauswollte. Aber das wird auch schon wieder besser.

Hier haben wir am Wochenende dann noch den Garten genossen, man hätte eigentlich grillen müssen. Wir haben ein bißchen rumgewerkelt, die Meerschweinchen verwöhnt und uns selbst auch noch ausgeruht.

Heute habe ich mein Büro kaum wiedererkannt, die Akten waren an der Wand hochgestapelt, ich konnte kaum meinen Stuhl benutzen. Das ist natürlich nicht so erfreulich, ich frage mich, wie es im Sommer nach dem langen Urlaub aussehen wird gg. Aber ich war natürlich wie immer sehr fleißig, und im Postausgangsfach waren die Akten heute nachmittag bestimmt knapp 2 Meter hoch. Aber es ist immer noch genug übrig. Mittwoch habe ich dann auch gleich wieder einen Gerichtstermin, zwei Fortsetzungstermine sind schon angesetzt, einer davon sogar an einem Freitag, ts, ts. Ein bißchen problematisch könnte es am Mittwoch werden, denn die letzte Zeugin ist erst zum halb drei geladen, und ich weiß nicht, ob ich es schaffe, die Mädels bis vier beide abzuholen. Man kann das ja nie vorher sagen, vielleicht sind wir um drei fertig, vielleicht sitze ich da auch bis 18 Uhr. Da muß ich mir noch was schlaues einfallen lassen, Frank hat natürlich Spätdienst und ist insoweit keine große Hilfe.

Donnerstag, 9. April 2009

Man merkt, daß der Job Spaß macht,

wenn man sich kaum vorstellen kann, in Urlaub zu fahren. Wirklich erstaunlich, daß ich erst gerade mal drei Monate in dem Laden bin, ich fühle mich schon richtig heimisch. Fast tut es mir leid, jetzt eine Woche nicht hinzukönnen, aber das Gefühl wird sich bestimmt schnell geben, wenn ich erstmal unterwegs bin.

Diese Woche war ich sehr fleißig und habe kaum Akten hinterlassen. das ist aber auch gut so, denn vertreten werden während meiner Abwesenheit nur die Eilsachen, so daß ich sicherlich einen großen Stapel vorfinden werde, wenn ich wiederkomme. Aber das macht nichts, ich werde auch das schnell wieder wegarbeiten.

Heute war ich noch einmal in Neumünster zum Haftprüfungstermin, weil einer meiner Kandidaten ja tatsächlich wieder rauswollte. Die Richterin war noch kürzer dabei als ich, nämlich erst seit Anfang März, und sie war vorher auch Anwältin. Wir haben uns ganz gut verstanden, sie war aber auch sehr nett. Es lag natürlich nicht daran, daß sie den guten Mann in Haft gelassen hat, er hat da zwar ordentlich was abgelassen, aber es entpuppte sich auch als viel heiße Luft. Im übrigen wäre er innerhalb kurzer Zeit eh wieder in Haft gegangen, weil noch zwei Bewährungen offen sind, die demnächst hoffentlich widerrufen werden. Der Verteidiger war im übrigen auch sehr nett, aber wahrscheinlich wird sich das bald ändern, wenn er erfährt, daß ich beantragt haben, seinen Antrag, ihn als Pflichtverteidiger zu bestellen, abzulehnen.

Heute haben wir schon kräftig gepackt, morgen geht es einigermaßen früh los, die Große ist schon ordentlich aufgeregt, und auch die Kleine scheint mitzubekommen, daß irgendwas los ist. Ich freue mich auf ein paar ruhige Tage, die können wir alle gut gebrauchen.

Montag, 6. April 2009

Alles überstanden

Nun haben wir das bewußte Wochenende hinter uns. Frank ist habilitiert und mir scheint, er hat es selbst noch nicht so ganz in sich aufgenommen. Aber das ist wohl auch normal, daß es eine Weile dauert.

Am Freitag ging es vormittags mit der Vorlesung los. Wir hatten uns alle ordentlich in Schale geworfen, sogar die Kleine war im rosa Kleid, was wir ihr allerdings nur aufschwatzen konnten, indem wir es ihr als Hose verkauft haben. Der Hörsaal war noch ganz leer, es wurde ein großes Blumengesteck geliefert, das mich ein wenig an eine Beerdigung erinnerte, und so nach und nach tröpfelten auch die Gäste ein. Frank testete seine Technik, die auch erstaunlicherweise während des Vortrags nicht versagte.

Dann ging es los, zuerst mit einer Ansprache der Prodekanin, dann mit Franks Vorlesung, die sogar für Nicht-Physiker einigermaßen verständlich war und mir gut gefallen hat. Die Große saß ganz artig auf ihrem Platz, offenbar durch die Schule schon gut sozialisiert, und verzog keine Miene. Die Kleine wurde von mir auf verschiedenste Weise bestochen: mit Rosinenbrötchen, aus denen sie vor allem die Rosinen rauspulte und den Rest zerkrümelte (wie ich später erfuhr, hatte ihr großer Cousin die ganze Zeit Stielaugen, weil er gerne was abbekommen hätte), mit meinem Schüssel, den sie Frank von Zeit zu Zeit überreichte, während er redete (und wodurch er zeigte, daß er teilweise doch multitasking-fähig ist) und was mir sonst noch so einfiel. Insgesamt klappte es recht gut mit ihr, ich hatte da anderes befürchtet.

Nach der Vorlesung gab es Blumen für mich und die Mädchen, was die Große mit Verzückung und die Kleine mit einem begeisterten Mhmm quittierte. Ich konnte sie aber daran hindern, ihren Blumenstrauß zu essen, und Frank konnte derweil seine Urkunde in Empfang nehmen. Eine lange Schlange von Gratulanten formte sich, danach konnten wir dann endlich zum Buffet schreiten, was sehr erfreulich war.

Den Nachmittag verbrachten wir zuhause, ein bißchen Besuch war da, die Kinder spielten im Garten, schließlich kam die Babysitterin. Abends ging es dann zum nächsten Buffet, diesmal nur für einen kleineren Kreis von etwa 38 Personen. Es war sehr schön, das Essen super, die Gäste sehr nett, und netterweise veranstaltete die freiwillige Feuerwehr im Garten eine Übung, so daß auch die Kinder auf ihre Kosten kamen.

Jetzt ist alles überstanden. Bei uns sieht es immer noch ein wenig wie in einem Blumengeschäft aus, und wir müssen vermutlich den Rest des Jahres keinen Wein mehr einkaufen. Den Rest des Wochenende haben wir so ruhig, wie es dann eben geht, verbracht, zumindest das Wetter war ja sehr schön, aber ein wenig erschöpft sind wir noch. Heute ging es ja auch gleich an die Arbeit, und ich habe bestimmt einen Meter Akten in die Höhe weggearbeitet. Aber dies wird eine kurze Woche, und am Freitag geht es in Urlaub, das können wir alle gut gebrauchen.

Donnerstag, 2. April 2009

Wie man einen Knoten in der Zunge bekommt

Das ist nun aber wirklich mal einfach. Man muß nur eine Anklageschrift verlesen, die 190 Betrugsfälle zum Inhalt hat, die alle etwa so lauten: "Am... bestellte die Angeklagte bei der Firma ... unter Verwendung des Namens ... Waren im Wert von ..." Uff, so ging das über 13 Seiten, zwischendurch mußte ich immer mal überlegen, in welche Zeile ich denn nun eigentlich gerade bin und ob es 144,95 oder 195,44 ist, was ich da lesen soll, aber im großen und ganzen habe ich mich wacker geschlagen und das ganze ohne größere Schnitzer vorgetragen. Richter, Schöffen und Verteidigung waren leicht gelangweilt, ich hatte hinterher ein merkwürdiges Kratzen im Hals. Zu guter Letzt hat die Frau dann auch noch nur eine Bewährungsstrafe bekommen. Hauptgrund dafür war, daß sie ein behindertes Kind hat, das von ihr betreut wird. Soll man so eine Frau wirklich einsperren? In so einem Moment merke ich sehr deutlich den Unterschied zwischen der Akte und dem tatsächlichen Fall, den man vor Gericht erlebt.

Diese Woche war einigermaßen ruhig, es wollte wohl niemand verhaftet werden. Dafür hat einer meiner Kandiaten einen Antrag auf Haftprüfung gestellt, so daß ich nächste Woche wohl schon wieder losdüsen darf, das Untersuchungsgefängnis ist ja nicht hier. Die Begründung für den Antrag auf Haftprüfung besteht übrigens darin, daß jetzt keine Fluchtgefahr mehr bestehen soll, weil der Beschuldigte doch einen festen Wohnsitz hat. Das war ihm bei der Vorführung vor dem Haftrichter nur entfallen. Ich halte das ja ehrlich gesagt nur für mittelmäßig glaubhaft gg.

Seit gestern darf ich nun den Großteil meiner Akten ganz alleine bearbeiten und die Verfügungen selbst unterschreiben. Ich muß zugeben, daß ich am Dienstag schon vorgearbeitet und enen großen Stapel vordatiert habe, der dann erst gestern in den Postausgang ging. Es ist ein schönes Gefühl, und ich fühle mich nicht mehr so als Azubi. Außerdem hört so endlich die Schlepperei auf. Aber ein bißchen mehr nachdenken muß ich jetzt schon. Ich habe vorher vieles auch einfach ausprobiert, in dem Wissen, daß es ja noch kontrolliert wird und nichts passieren kann. Jetzt muß ich mich möglichst vorher absichern, damit es dann auch gleich richtig läuft.

Morgen ist nun der große Tag, und Frank hat seine Habilitations-Feier. Ich werde dann noch berichten.